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Das Heimatmuseum Hotzenwald in Görwihl

 

Was im Heimatmuseum besichtigt und kennen gelernt werden kann

 

 

Wenn man die ziemlich steile Holztreppe in die zweite Etage hinaufsteigt, kann es durchaus sein, dass es immer lauter rumpelt und brummt. Den Lärm verursacht der alte elektrisch betriebene Seidenbandwebstuhl, den unser Webermeister Oskar Matt gerade in Betrieb genommen hat. Es handelt sich um den einzigen noch voll funktionsfähigen Webstuhl, der aus einer Zeit übrig blieb, in der noch vor einem Menschenalter viele in den Stuben der Hotzenwaldbauern standen und täglich viele Stunden lnag lärmten.

Neben diesem Ungetüm von einem Webstuhl versammelten sich im Laufe der Jahre noch andere. Sogar die ersten bekannten Webstühle, auf denen vor vielen Jahrhunderten unsere Kleidung gewoben wurde, sind rekonstruiert worden.

 

Am Dienstag, d. 25. März 2003 schreibt Der Schriftführer in das Protokollbuch:

"Heute erfährt unser Museum eine wertvolle Bereicherung. Der von Webermeister Oskar Matt / Segeten in Zusammenarbeit mit dem Spender Paul Schmidle von Niederhof in monatelanger Tüftlerarbeit wieder zu voller Funktionstüchtigkeit instandgesetzte Webkopf wird von Segeten ins Museum gebracht... Mit dem eigenen Hänger fährt Paul Schmidle das schwere Gerät nach Görwihl. Das Hauptstück (ohne Untergestell), der sogenannte Webkopf, der rund 100 Kg wiegt, wird von Paul Schmidle, Oskar Matt, Fritz Maier und Harald Scheuble abgeladen, gemeinsam in den Lift getragen und an den vorbereiteten Platz aufgestellt..."

 

 

Verlässt man den großen Raum in der zweiten Etage und geht nach hinten an der Galerie mit den Fotos der ehemaligen Bürgermeistern und Ortsvorständen vorbei, kommt man zum Aufgang in das dritte Geschoss. Dort oben hat es zwei Ausstellungsräume:

in dem ersten, die Tür zur Linken, befindet sich "die alte Schule" und im zweiten, hinter der Glastür geradezu kommt man in den Ausstellungsraum mit den Trachten.

Dass ein Klassenzimmer mit Einrichtungsgegenständen in die Ausstellung aufgenommen wurde, dass an die Kindheit der heutigen großelterngeneration erinnert hat wenigstens zwei Gründe. Da gibt es einmal den ehemaligen Schulleiter Paul Eisenbeis, der im Hotzenwald den Löwenanteil seiner Dienstjahre verbrachte und wusste, wo die alten Schulmöbel noch zu finden waren. Und da gibt es die Beziehung zur Funktion der heutigen Museumsräume, in denen sich einst die dörfliche Gewerbeschule für die Mädchen und die Buben befand, die nach der Volksschulzeit für die Arbeiten in Hausahlt und Landwirtschaft gerüstet wurden. Noch heute zwängen sich unsere Besucherinnen und Besucher, die aus vielen Landschaften der Bundesrepublik zu uns kommen, gern in die Bankreihen und erinnern sich lauthals und fröhlich an ihre Kindheit.

Gemeinsam mit den Kindern vom Kinderheim Alpenblick in Görwihl-Rotzingen wurde im Museum unter anderem auch eine Schulstunde mit Herrn Eisenbeis als Lehrer gefilmt. Dieses "Museumsvideo" kann man sogar kaufen und als Erinnerung mit nach Hause nehmen. Hier einige Bilder daraus:

 

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Beschreibung: Beschreibung: Kappe

 

Beschreibung: Beschreibung: Trachten

 

Schon früh in der Geschichte der Menschen in unserer Landschaft spielte die Eisengewinnung eine große Rolle. Das Erz wurde seit der "Eisenzeit", also schon in keltischer und römischer Zeit, unter anderem aus den Bergen am Hochrhein, im Wiesen- oder Fricktal angebaut und die zur Verhüttung notwendige Holzkohle aus den umliegenden großen Waldungen von Jura und Schwarzwald gewonnen. Zur Weiterverarbeitung boten die wasserreichen Flüsse ihre Kräfte an. Vor allem im hohen Mittelalter bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges waren das Wiesental oder am Fuße des Hotzenwaldes Stadt und Landschaft Laufenburg ein Zentrum eisenverarbeitenden Handwerks. In Laufenburg, dort, wo heute die Papierfabrik steht, befand sich von 1642 bis 1866 ein großes Eisenwerk. In den "Hämmern" wurde das Metall ebenso geschmiedet, wie von den Naglern oder den Drahtziehern unter Verwendung des gekohlten Holzes aus den Wäldern. Im Zentrum dieser kleinen Abteilung unter dem Dach in der vierten Etage unseres Museums steht das Modell eines Eisenwerks aus dem Wiesental, das der begeisterte Bastler Herr Walther Arzet aus Hausen in mühevoller Kleinarbeit maßstabsgetreu gebaut hat.

 


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Beschreibung: Beschreibung: Glocke











Beschreibung: Beschreibung: Text

Text und Bild von Paul Eisenbeis in der Badischen Zeitung  Freiburg vom 14. 01. 2012


Peter Schütz im Suedkurier am 31. März 2012



 

Diese erste virtuelle Führung hat Sie, liebe Besucherin, lieber Besucher, hoffentlich angeregt, bald einmal die Originale in Augenschein zu nehmen! Vom Parterre bis unter das Dach werden Sie eintauchen in Geschichte und Kultur des Hotzenwaldes. Vieles hat sich bei uns auf dem Wald verändert. Es sind zum Beispiel Elend und existentielle Not, wie sie noch vor einem halben Jahrhundert in unseren Dörfern selbstverständlich waren, deutlich geschwunden. Darum ist es ganz gut sich zu erinnern, woher wir kamen und wie beschwerlich der Weg war, den wir bis zu unserem gegenwärtigen relativen Wohlstand in Frieden zurücklegen mussten.

 

Am 16. Juni 1963 wurde die Dietrich-Bonhoeffer-Glocke feierlich eingeweiht, nachdem sie wenige Wochen zuvor in einem festlichen Umzug in die Gemeinde Görwihl eingeholt worden war, wie es das nebenstehende Bild zeigt. Über diesen Festtag wurde in den Zeitungen unserer Region berichtet.

 

Ab Juni  1963 war diese Glocke in der Gemeinde Görwihl zu hören.

 

“Zu einem frohen Fest der evangelischen Diasporagemeinde Görwihl wurde die feierliche Glockenweihe, die am Sonntagmorgen im neuen Tagungsraum des Albert-Schweitzer-Hauses in Görwihl vollzogen wurde. In Anwesenheit vieler Gäste aus nah und fern wurde der Gottesdienst mit einem Konzert für Klavier, Violine und Flöte eröffnet. Den Eingangsgebeten, gesprochen von Prälat Dr. Bornhäuser, Freiburg, folgte ein mehrstimmiges Kirchenlied, gesungen vom evangelischen Singkreis Görwihl und dem Kinderchor des Kinderheimes Hogschür. Die Dirigentin des Chores, Frau Waltraud Schütterle, Hogschür, sang im weiteren Verlauf der Feier die Arie “Meine Seele hört im Sehen” von Händel.

Nach dem gemeinsam gesprochenen Glaubensbekenntnis und einem Lied des Chores nahm Prälat Dr. Bornhäuser den eigentlichen Weiheakt vor. Da die neue Glocke schon einige Wochen stumm im Turm hänge, sei nun ihre heutige Weihe ein froher Tag für die Ganze Gemeinde. Auf Anregung von Amtsgerichtsdirektor Dr. Kley, Konstanz, habe die Glocke den Namen “Dietrich-Bonhoeffer-Glocke” erhalten. Bonhoeffer, ein Zeuge Christi in unseren Tagen, wurde kurz vor Kriegsende für seinen Bekennermut in Berlin hingerichtet.

Nun wurde die Inschrift der 170 kg schweren, in Karlsruhe gegossenen Glocke, die den Ton “es” hat, verlesen. Auf der einen Seite steht in erhabenen Grossbuchstaben:

                        Dietrich Bonhoeffer

                        geb. 4.2.1906

                        gest. 9.4.1945

Die andere Seite zeigt ein mit einer Dornenkrone durchflochtenes Kreuz. Darunter stehen die Wort: „Durch seine Wunden sind wir geheilt. Jes. 53.5“. Es ist dies das Losungswort, über das Bonhoeffer am Tage vor seiner Hinrichtung seine letzte Andacht gehalten hatte. In zwei Zeilen, die rund um den unteren Glockenrand laufen, ist die letzte Strophe eines Gedichtes zu lesen, die der Hingerichtete in der Gestapohaft geschrieben hat:

„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiß an jedem neuen Tag.“

Unter dem freudigen Choral „Nun danket alle Gott“ ließ die neue Glocke zum erstenmal vom Turm ihre eherne Stimme erklingen.

aus: Chronik der evangelischen Kirchengemeinde Görwihl
Görwihl 1986, S. 51

  

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